Hörbeispiele und Liedkommentare zu „Lieder aus der ‚anderen‘ Heimat“
1. Trois petites notes de musique
(Worte und Weise: Henri Colpi, Georges Delerue & Yves Montand, 1961)
(Kein Hörbeispiel vorhanden)
Oftmals sind es nur ein paar Töne, welche plötzlich Erinnerungen hervorzurufen in der Lage sind. Thematisiert wurde das in dem Chanson „Trois petites notes de musique“, das Cora Vaucaire (*2011) Anfang der 1960er Jahre in dem Film „Une aussi longue absence“ („Noch nach Jahr und Tag“) sang, das auch von namhaften anderen französischen Chansongrößen wie Yves Montand, Juliette Gréco, Ives Scheere interpretiert wurde und zu einem internationalen Hit wurde. Der Film „Noch nach Jahr und Tag“, eine französisch-italienische Coproduktion, die 1961 bei den Filmfestspielen von Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet wurde, spielt Ende der 1950er Jahre in Frankreich, wo eine Caféhausbesitzerin glaubt, in einem Clochard ihren vor 17 Jahren von der Gestapo verschleppten Ehemann wiederzuerkennen. Doch der hat sein Gedächtnis verloren. Obwohl sie weiß, dass er sich nie wieder an seine Vergangenheit erinnern wird, versucht sie ihm und sich selbst zu beweisen, dass er wirklich ihr Mann ist. Es geht um den Kampf gegen das Vergessen und das Wachhalten der Erinnerung an die Vergangenheit. Für uns ist das Lied, das erste französische Chanson, das ich seinerzeit bewusst hörte, eng mit dem Lebensgefühl der 1960er Jahre verbunden, als französische Lieder – etwa auch bei den ersten Festivals auf der Waldeck (1963-1966) eine große Rolle spielten, bevor die angloamerikanische Rock- und Popmusik sie weitgehend in den Hintergrund drängten
2. Bunt sind schon die Wälder
(Worte: Johann Gaudenz von Salis-Seewis (1762-1834), 1793
Weise: Johann Friedrich Reichardt (1752-1814), 1799)
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Bei dieser stimmungsvollen Idylle aus der Feder des Freiherrn Johann Gaudenz von Salis-Seewis handelt es sich – zumal nach der Vertonung durch Johann Friedrich Reichardt – um eines der bekanntesten Chorlieder aus dem 19. Jahrhundert, das auch heute noch bekannt und verbreitet ist. Wir haben unser Arrangement eng an diejenige des Folk-Duos „Zupfgeigenhansel“ angelehnt, die seit den 1970er Jahren verbreitet war.
3. In einem kühlen Grunde
(Worte: Joseph von Eichendorff Weise: Friedrich Glück)
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Bei Joseph von Eichendorffs aus dem Jahr 1809 stammenden und erstmals 1814 von Friedrich Glück vertonten „In einem kühlen Grunde“ handelt es sich um das wohl bekannteste Abschiedslied der deutschen Romantik. Eichendorff verfasste sein Lied auf seinem Gut Lubowitz – bei Ratibor in Oberschlesien – wohin er nach seiner Studienzeit, unter anderem in Halle und Heidelberg, zurückgekehrt war. „Der kühle Grund“ ist ein kleines Tal im Gebiet von Heidelberg. Hier hatte der schlesische Adelige Joseph von Eichendorff anlässlich seines zeitweiligen Studienaufenthaltes im Februar 1808 die Rohrbacher Küferstochter Katharina Barbara Förster kennen und lieben gelernt, wobei diesem Liebesverhältnis jedoch kein Glück beschieden war, sondern es durch irgendein plötzliches Ereignis oder durch das Eingreifen der Familie des Mädchens unterbrochen wurde. Eichendorff nahm dies zum Anlass, unter dem Titel „Untreue“ eine Klage im romantischen Weltschmerz-Tenor zu verfassen und verließ am 05. April 1808 überstürzt Heidelberg, um nach Paris zu reisen. Er hat Barbara Förster niemals wiedergesehen. Seine „Klage“ wurde in der Folge zu einem der bekanntesten und langlebigsten „Volkslieder“ der deutschen Romantik, zumal als es durch die Komposition Friedrich Glücks bzw. durch die Männerchorbearbeitung von Friedrich Silcher seit 1826 („Volkslieder für vier Männerstimmen“) eine so starke Verbreitung gefunden hatte, dass es schon bald in zahlreiche Liedersammlungen aufgenommen wurde. Joseph von Eichendorff war dabei auch ein politisch tätiger Mensch. So nahm er in den Jahren von 1813 bis 1815 als Lützower Jäger aktiv an den Befreiungskriegskämpfen gegen die napoleonischen Truppen teil. Zu einem „Vormärzdichter“ wurde er insofern, als Robert Schumann während des Schweizer Sonderbundkrieges im Dezember 1847 diese Ereignisse zum Anlass nahm, Eichendorffs Gedicht „Der Eidgenossen Nachtwache“ aus dem Jahr 1809 zu vertonen und in einen aktuellen Bezugsrahmen zu stellen
4. Abschied
(Ludwig Uhland / U. Otto / D. Buskin)
(Kein Hörbeispiel vorhanden)
Bei Ludwig Uhlands „Abschied“ aus dem Jahr 1809 handelt es sich um ein romantisches Lied, in welchem der Dichter seinen heimlichen Abschied von seiner Vaterstadt Tübingen thematisiert hat, und dem wir – nachdem uns seine Melodie von Konradin Kreutzer aus dem Jahr 1818 nicht zugesagt hat – eine Weise unterlegt haben, die Uli in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre während eines Studienaufenthaltes im Volksliedarchiv in Freiburg / Br. einer LP der Songgruppe „Singspiel“ entnommen hat, nämlich „Wenn ich dich brauche, finde ich dich dann“ aus der Feder von D. Buskin. Uli hat Uhlands Text dabei in den 1980er Jahren um eigene Zeilen ergänzt.
5. Schlacht bei Regensburg
(Worte und Weise: Anonym, 1809)
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In der „Schlacht bei Regensburg“ werden sehr eindringlich, detailliert und ausführlich die militärischen Auseinandersetzungen zwischen den Österreichern auf der einen sowie den Franzosen und ihren bayerischen Bundesgenossen auf der anderen Seite in der freien Reichsstadt Regensburg im April 1809 geschildert. Zu diesen Kampfhandlungen im weiteren Sinn gehören auch die Schlachten bei Eggmühl, Abensberg und Thann (heute Herrnwalthann / Hausen). Neben den zahllosen Menschenopfern, die gerade auch unter der Zivilbevölkerung zu beklagen waren, blieb – nachdem die Österreicher schließlich weichen mussten – eine teilweise zerstörte Stadt zurück …
6. Plaisir d’amour & Un canadien errant
(Worte: Martin il Tedesco & Anonym –
Weise: Martin il Tedesco & Anonym)
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„Plasir d’Amour“, unser Medley-Vor- und Nachspiel, wohl eines der bekanntesten französischen Liebes- und „Volkslieder“, entstammt der Feder des oberpfälzer Komponisten Johann Paul Ägidius Martin Schwarzenberg( Pseudonym Martini Il Tedesco), der 1741 in Freystadt in der Oberpfalz geboren wurde. Es wurde ursprünglich von Hector Berlioz instrumentiert und im Jahr 1939 in der Interpretation von Rina Ketty in Frankreich ein Hitparadenerfolg. Übersetzung von „Plaisir d’amour“: „Die Freude der Liebe dauert jeweils nur einen Augenblick, der Liebeskummer aber bleibt das ganze Leben lang bestehen“.
„Un canadiean errant“, ein in französisch Kanada entstandenes und bis heute verbreitetes Lied, das es in vielen Varianten gibt und von vielen Musikern interpretiert wurde, hat Ereignisse in Kanada nach 1812 als Hintergrund. Die Niederlagen Napoleons auf dem europäischen Kontinent hatten natürlich auch Auswirkungen auf Kanada, wo die Anglo-Kanadier nun ebenfalls endgültig Dominanz über die frankokanadischen Einwohner erlangten, was viele der Letzteren zur Emigration bewog.
7. Drei Zigeuner (um 1830)
(Worte: Nikolaus Lenau – Weise: „Sally“ von Fabrizio de André & Massimo Bubola)
(Kein Hörbeispiel vorhanden)
Nikolaus (Edler von Strehlenau) Lenau (1802-1850) verfasste 1830 sein Lied „Drei Zigeuner“, eines seiner „melancholischen Lieder“ und für uns eines der ältesten deutschsprachigen „Hippielieder“ überhaupt, welches um 1900 zu einer Hymne des „Wandervogel“ und in den 1970er Jahren dann auch von der damaligen Deutschfolkszene wiederentdeckt wurde, standen hier doch seine Apologeten, die Zigeuner, als Symbol der Freiheit und Unabhängigkeit. Mit der tatsächlichen Realität des Zigeunerlebens hat dieser romantische Text natürlich wenig zu tun, hier handelt es sich eher um eine Idealisierung. In Wirklichkeit führten die meisten Zigeuner ein armseliges Leben und wurden angefeindet, wobei später viele Angehörige dieses Volkes während des Dritten Reiches in nationalsozialistischen KZs ermordet wurden. Auch heute noch oder gerade wieder erleben die Zigeuner – Sinti und Roma – häufig noch Diskriminierungen und Verfolgungen in den meisten Ländern. Dies gilt es bei diesem Lied immer mitzudenken. „Die „drei Zigeuner“ wurden unter anderem auch von Franz Liszt vertont, die bis heute bekannteste Vertonung des Liedes aber stammt wohl von Theodor Meyer-Steinegg. Sie erschien uns im Lauf der Zeit jedoch zu „abgedroschen“, weswegen wir dem Text die Weise eines Liedes von Fabrizio de André und Massimo Bubola unterlegt haben, die uns passend erschien und besser gefallen hat.
8. Roszy
(Worte und Weise: Anonymes Wiener Couplet)
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Das Lied von der kleinen „Roszy“ beschwört ironisch eine ungarische (Zigeuner-) Operetten-Hochzeitsidylle à la „Ich denke oft an Piroschka“ bzw. andere Heimatfilme herauf. Leider ist uns weder der weitere Hintergrund des Liedes bekannt, noch wissen wir die Namen des Textdichters oder Komponisten.
10. Und in dem Schneegebirge
(Worte und Weise: Anonym)
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„Und in dem Schneegebirge“, das auch heute noch bekannteste „schlesische Volkslied“, fand Hoffmann von Fallersleben ebenfalls während seiner Feldforschungen in Schlesien. Die erste Strophe, die auf ein altes Jungbrunnenlied aus dem Glatzer Schneegebirge zurückgeht, und die seit den 1530er Jahren bekannt ist, wurde durch Strophen eines alten Wanderliedes ergänzt, die sich als Zwiegesang anschlossen. Die Melodie wurde in Breslau aufgezeichnet und von Hoffmann von Fallersleben und Ernst Richter ebenfalls in deren Sammlung „Schlesische Volkslieder mit Melodien“, Leipzig 1842 veröffentlicht. Wir haben uns bzgl. unserer Version eng an das Arrangement gehalten, das wir in den 1970er Jahren von Erich Schmeckenbecher und Thomas Friz gehört haben.
11. Spießbürger Tugend
(Worte: Hoffmann von Fallersleben – Weise: „Ein Jäger aus Kurpfalz“)
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Thema dieses Liedes Hoffmanns von Fallersleben ist das Wirtshaus als Heimstätte und „Heimat“ des politisierenden deutschen Spießbürgers und Stammtischphilisters, der dann bei Anbruch der Polizeistunde nach bierseligem Räsonnieren friedfertig nach Hause trottet und die Bettdecke über seine Zipfelmütze zieht, dies ein Sujet, das bei Hoffmann – aber nicht nur bei diesem – immer wieder auftaucht. So stammen aus seiner Feder zahllose „Michellieder“, in denen er mit seinen bürgerlichen Zeitgenossen, die sich mit den widrigen Verhältnissen abgefunden haben bzw. sich aus allen zeitpolitischen Auseinandersetzungen herauszuhalten pflegen sarkastisch abrechnet. Verfasst wurde die „Spießbürger Tugend“ dabei auf die Melodie des bekannten Liedes „Ein Jäger aus Kurpfalz“, das noch bis weit ins 20. Jahrhundert eines der bekanntesten Chor- und Volkslieder war. Der Text dieser Vorlage ist dabei schon seit 1763 nachweisbar, die Melodie wurde 1807 in Schwaben aufgezeichnet und 1839 von Erk-Irmer veröffentlicht.
12. Trostlied eines abgesetzten Professors (1842)
(Worte: Hoffmann von Fallersleben – Weise: „Mir fehlet die Freiheit auf Erden“)
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Hier hat Hoffmann von Fallersleben seine Amtsentsetzung und das darauffolgende Berufsverbot thematisiert. Seit den 1830er Jahren Professor der deutschen Sprache und Literatur an der Universität Breslau wurde er 1841 wegen seiner Gedichte und Lieder, in denen es unter anderem immer wieder auch um das politische Schicksal, das Wohl und Wehe Deutschlands ging, seines Lehrstuhls enthoben und führte in der Folge jahrelang ein unstetes Wanderleben als „Politflüchtling“, welches 1854 mit seinem Aufenthalt in Weimar endete, wo er sechs Jahre lang arbeitete und hier eng mit Franz Liszt verbunden und befreundet war, in dessen Haus Hoffmann neben seinen literarischen und wissenschaftlichen Arbeiten oftmals als „Maître de Plaisir“ fungierte. Durch Vermittlung der Familie Liszt wurde er 1860 schließlich Bibliothekar des Herzogs von Ratibor in dessen Schloss in Corvey, wo er schließlich auch sein Leben beschloss. Hoffmann selbst hat seinem „Trostlied“ ursprünglich die Melodie eines bekannten Liedes aus der Napoleonzeit – „Nachts um die zwölfte Stunde verlässt der Tambour sein Grab“ – unterlegt, wir haben diese Weise jedoch durch die Melodie des anonym verfassten Liedes „Mir fehlet die Freiheit auf Erden“ ersetzt, das sich im Jahr 1867 mit der Erschießung des aus dem österreichischen Haus Habsburg stammenden Kaisers Maximilian von Mexiko befasste, und das 1908 in der schlesischen Grafschaft Glatz aufgezeichnet wurde. Hier und in Breslau hatte Hoffmann um 1840 selbst zahlreiche Lieder gesammelt, die er später zusammen mit Ernst Richter als „Schlesische Volkslieder“ herausgab.
13. Sie sähn es gern, ich würde kirre (1844)
(Worte: Robert Prutz – Weise: Norman Blake)
(Kein Hörbeispiel vorhanden)
Auch Robert Eduard Prutz (1816-1872), ein seinerzeit bekannter, wenn auch heute leider ebenfalls weitgehend vergessener überzeugter demokratischer Dichter aus Stettin / Pommern, der nur zu oft an den Verhältnissen in der Heimat litt, ruft in seinem Gedicht aus dem Jahr 1844 dazu auf, sich nicht unterkriegen zu lassen und aktiv und mutig für seine Überzeugungen einzutreten. Als überzeugter Junghegelianer hatte Prutz dabei oftmals unter Willkürmaßnahmen der Behörden zu leiden. So wurde mehrfach seine Absicht, sich an der Universität Jena zu habilitieren durch die Weimarische Regierung verhindert, da Prutzens enge Freundschaft mit Georg Herwegh bekannt und aktenkundig war. Mehrfach wurde Prutz auch wegen seiner Dichtungen des Landes – seien es Weimar oder Preußen – verwiesen, die Aufführung von Werken („Moritz von Sachsen“) untersagt, ein Hochverratsprozess gegen ihn angestrengt, desgleichen seine im Winter 1847 veröffentlichten „Vorlesungen über die Literatur der Gegenwart“ bereits nach dem ersten Vortrag verboten. Gleichwohl wurde er im Frühjahr 1849 als Professor der Literaturgeschichte an die Universität Halle berufen, wo er jedoch weiterhin aus seinen liberalen Einstellungen keinen Hehl machte. Verschiedene Schwierigkeiten und Anfeindungen vor allem seitens Universitätskollegen, denen er sich immer wieder ausgesetzt sah, bewogen ihn 1858 schließlich jedoch dazu, der Universität von sich aus den Rücken zu kehren. Prutz zog sich nunmehr in seine Heimatstadt Stettin zurück, wo er bis zu seinem Tod lebte und journalistisch tätig war und einem der Stammväter des deutschen Journalismus wurde. Wir verweisen auf die „Planxty“-Aufnahme.
14. Nun hütet euch, ihr Fürsten (November 1848)
(Worte: Anonym – Weise: “Bonny Woodhall“)
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Eines der vielen Lieder, die sich mit dem tragischen Schicksal des Paulskirchenabgeordneten und Führers der dortigen Linken Robert Blum beschäftigen. „Nun hütet euch, ihr Fürsten“, lässt es dabei nicht bei der Erschießungsszene des 08. November 1848 in der Brigittenau in Wien bewenden, sondern geht auf die Vorgeschichte von Robert Blums tragischem Ende ein. Blum war zur Unterstützung der Revolution in Wien zusammen mit seinem Parlamentskollegen Julius Fröbel in die österreichische Hauptstadt geeilt. Auf ihre diplomatische Immunität aufgrund ihres Abgeordnetenstatus vertrauend verblieben die beiden auch nach dem Zusammenbruch der Wiener Herbstrevolte in der österreichischen Metropole. Das Kriegsgericht verurteilte Blum und Fröbel zum Tode. Ein Schreiben, in welchem die Hinrichtung der beiden Abgeordneten ausgesetzt werden sollte, kam für Robert Blum zu spät. Fröbel wurde begnadigt und aus Österreich abgeschoben. Wir haben den anonymen Text an einigen Stellen leicht verändert, ihn von „antislawischen Tönen“ gereinigt, und uns der Melodie eines iroschottischen Liedes – „Bonny Woodhall“ – bedient, die wir in den 1980er Jahren während eines Irlandaufenthaltes in Gorey von Andy Irvine und Paul Brady gelernt haben. Ursprünglich war der Text auf die Melodie des „Andreas Hofer-Liedes“ verfasst worden.
15. Badisches Wiegenlied (1849)
(Worte: Karl Ludwig Pfau – Weise: Volksweise)
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Der Feder von Karl Ludwig Pfau (*25.08.1821 in Heilbronn – +12.04.1894 in Stuttgart) entstammt das „Badische Wiegenlied“, die wohl bewegendste Klage ob der preußischen Unterdrückungsmaßnahmen nach der endgültigen Niederschlagung der Revolution im Südwesten Deutschlands im Frühsommer des Jahres 1849, der zahllose Demokraten zum Opfer fielen und die viele Badener in der Folge zur Auswanderung – vor allem in die Vereinigten Staaten von Amerika als damaligem Hoffnungsträger und Zielland – bewog. Gegen das Wiedererstarken der Reaktion und deren Vorgehen gegen die revolutionären Errungenschaften des März 1849 – an deren Spitze sich die preußische Soldateska unter dem Oberfehl des „Kartätschenprinzen“, des Prinzen Wilhelm von Preußen, des späteren deutschen Kaisers Wilhelm I. setzte – und für die Erhaltung demokratischer Rechte hatte es 1849 mehrere Volksaufstände, so im Rheinland, in Westfalen, Sachsen, in der Pfalz und in Baden gegeben, die diesmal, – im Gegensatz zu früheren Revolten -, etwa in der Pfalz vom einheimischen Militär unterstützt wurde. Auf diese Kämpfe bezieht sich das „Badische Wiegenlied“ implizite. Das badische Rastatt wurde zur letzten Festung des badischen und pfälzischen Aufständischen, die der preußischen Soldateska hinhaltenden Widerstand leisteten. Als Rastatt Ende Juli 1849 gleichwohl vor der Übermacht kapitulieren musste, wurde eine große Anzahl von Aufständischen standrechtlich erschossen. Hunderte starben in preußischer Gefangenschaft, unzählige Menschen suchten ihr Heil in der Auswanderung. Noch jahrelang musste die Region unter der preußischen Besatzung leiden, was feindselige Gefühle wach hielt. Wenn Pfau leider auch inzwischen bei einer breiteren Öffentlichkeit weitestgehend in Vergessenheit geraten ist, wurde sein „Badisches Wiegenlied“ zu einem echten „Volkslied“, das in zahlreichen Varianten verbreitet noch lange Zeit gesungen und während des Deutsch-Folkrevivals der 1970er Jahre schließlich von zahlreichen Musikgruppen wiederentdeckt wurde.
16. Beamtenwillkür treibt mich fort
(Worte: Friedrich Hecker – Weise: „Morton Bay“)
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Ein die USA idealisierendes Lied, welches der Feder Friedrich Heckers entstammen soll, der nach dem Scheitern des nach ihm benannten „Heckerzuges“ in Baden im Sommer 1848 nach Amerika auswanderte und sich dort als Farmer in Illinois niederließ. Zeitweise nahm Hecker in seiner neuen Heimat als Führer deutschstämmiger Verbände auf Seiten der Nordstaaten am US-amerikanischen Bürgerkrieg der Jahre 1861 bis 1865 teil. Diem Text von „Beamtenwillkür treibt mich fort“ haben wir wir die Weise eines australischen Folksongs unterlegt, „Morton Bay“, den wir von Andy Irvine („Sweenys Men“, „Planxty“, „St Patrick Street“ u.a.) gelernt haben.
17. Ein stolzes Schiff
(Worte: Anonym – Weise: Erich Schmeckenbecher)
(Kein Hörbeispiel vorhanden)
Bei „Ein stolzes Schiff“ handelt es sich um das nicht zuletzt durch seine hervorragende Interpretation in den 1970er Jahren durch das erwähnte Duo „Zupfgeigenhansel“ wohl aktuell bekannteste Auswandererlied, das die Emigration aus Deutschland und deren Gründe um die Mitte des 19. Jahrhunderts reflektiert. Armut und Unterdrückung veranlassten nach 1848 drei Millionen Menschen, Deutschland den Rücken zu kehren und ihr Glück und Auskommen im Ausland, hier vor allem in Amerika zu suchen. Ansonsten ist das Genre Auswandererlied bis heute in Deutschland weitgehend „unbearbeitet“ und unbeachtet geblieben. Die kongeniale Vertonung von „Ein stolzes Schiff“ erfolgte durch Erich Schmeckenbecher, der auch heute noch gesellschaftspolitisch und musikalisch sehr aktiv ist. Wir verweisen hier auf die fantastische „Zupfgeigenhansel“-Aufnahme.
18. Fuchsmühler Holzschlacht (1894)
(Worte: Anonym – Musik: Regimentsmarsch des 6. Infanterieregiments zu Amberg)
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„Die Fuchsmühler Holzschlacht“ aus dem Jahr 1894 scheint inhaltlich auf den ersten Blick zunächst natürlich nichts mit den Unruhen der Jahre 1848/1849 zu tun zu haben, weist jedoch insofern wieder einen direkten Bezug zur Revolutionszeit auf, als das in den 1890er Jahren im oberpfälzischen Amberg stationierte 6. Infanterieregiment während der unruhigen Jahre Mitte des 19. Jahrhunderts in der damals noch bayerischen Pfalz stationiert gewesen war, und seine Angehörigen 1849 während der dortigen Aufstände zu jenen Truppenteilen gehörten, die sich weigerten, gegen die Revolutionäre vorzugehen, wie uns Alfred Wolfsteiner, einer der besten Kenner der Fuchsmühler Ereignisse und Verfasser einer vorzüglichen Chronik mitteilte. Dies wurde in der Folgezeit – vor allem dann im militaristischen wilhelminischen Kaiserreich – als schmachvoll empfunden und als ein dunkler Fleck auf den Regimentsfahnen angesehen, den es unbedingt zu tilgen galt. Am 29./30. Oktober 1894 ging daher ein Departement des 6. Regiments gegen eine Abteilung unbewaffneter Bauern vor, die – gemäß eines uralten „Gewohnheitsrechts“ – ihr „Rechtholz“ für den Winter im Wald schlagen wollten, nachdem der neue Waldbesitzer und Rechtsinhaber Militär herbeigerufen hatte. Zwei tote Bauern und mehrere Verletzte blieben auf dem Kampfplatz zurück. Das sinnlose Blutbad wurde seinerzeit in der breiten Öffentlichkeit und auch seitens der überregionalen Presse heftig kritisiert und hat lange Zeit in der Erinnerung der einheimischen Bevölkerung überlebt. Es hat also nicht nur im gerade von vielen Bayern immer wieder vielkritisierten Preußen immer wieder gerade auch nach innen gerichtete militaristische Bestrebungen gegeben, um eine eventuell aufmüpfige Bevölkerung durch martialisches und brutales Vorgehen einzuschüchtern, zu disziplinieren und zu bestrafen …
Bei der von uns verwendeten Melodie handelt es sich um den Regimentsmarsch des 6. Regiments, den Uli seinerzeit – was den zweiten Teil anbelangt – rythmisch verändert hat.
19. Bibel und Flinte
(Worte: Anonym, etwa um 1890 –
Weise: „Es klappert die Mühle am rauschenden Bach“)
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Das anonyme Spottlied auf die Kolonialpolitik des deutschen Reiches schildert Einblicke in die deutschen Kolonialpraktiken, die auch nicht humaner waren als diejenigen der andere Kolonialmächte. Den aktiven Missionaren kam bei der Eroberung und Aufteilung des afrikanischen Kontinents – aber auch anderer Gebiete! – eine wichtige Rolle zu. Die Mission nahm bezüglich der Ausrottungspolitik des Deutschen Reiches eindeutig Stellung für die weiße Obrigkeit. Das Lied, das zunächst in zeitgenössischen sozialdemokratischen Liederbüchern abgedruckt war, wurde Mitte der 1970er Jahre von der Gruppe „Zupfgeigenhansel“ wiederveröffentlicht.
20. Ich zog zum fernen Afrika
(Worte und Weise: Anonym, um 1904)
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In dem Lied, das aus den Aufzeichnungen des ehemaligen Sergeanten E. Petrus stammt, der den zweiten südwestafrikanischen Feldzug der deutschen Kolonialtruppen 1905/06 mitmachte, wird die alltägliche Realität des kleinen Schutztrupplers beschrieben, die den das Klima und die Lebensumstände nicht gewöhnten Soldaten oftmals mehr zusetzten als kriegerische Auseinandersetzungen.
21. Dem Milners Trern
(Worte und Weise: Mark Warschnawski, um 1900, Warschau)
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„Dem Milners Trern“ („Die Tränen des Müllers“) beklagt eines der zahlreichen Pogrome im osteuropäischen Raum, wie sie immer wieder üblich waren und die ostjüdische Bevölkerung gerade auch im damals russischen Raum niemals zur Ruhe kommen ließ, wobei diese Schreckensereignisse noch nichts von der Vernichtung eines Großteils des europäischen Judentums durch den Holocaust durch die Hitlerdiktatur erahnen ließ.
22. Wem hamse die Krone jeklaut?
(Worte: Anonym, Berlin 1918/19 – und Weise: Anonym)
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„Wem hamse die Krone jeklaut“, ein seinerzeit bekanntes und populäres Spottlied auf Kaiser Wilhelm II. bezieht sich auf dessen Flucht ins niederländische Doorn, wo der abgedankte deutsche Kaiser bis zu seinem Tode lebte. Die Melodie kennen wir auch von einem Tanzstück aus dem Egerland her, die wir einmal von der „Regensburger Bordunmusik“ gehört haben.
23. Wir drei, wir gehen jetzt auf die Walze / Ich bin nur ein armer Wandergesell
(Worte: Kurt Tucholsky, 1924 – Weise: Hans May)
Worte: Hans Haller & Fritz Oliven – Weise: Dr. Eduard Künneke)
Peter Rohland veröffentlichte „Wir drei, wir gehen jetzt auf die Walze“ auf seiner LP „Landstreicherballaden“ Ende der sechziger Jahre und schrieb dazu, der Text und die Musik wären aus rheinischen Kundenkreisen überliefert. Nach anderen Informationen, die wir bisher aber nicht überprüfen konnten, stammt das Lied dagegen von Kurt Tucholksy und Hans May, die es 1924 verfasst haben sollen. Aus dem Jahr 1921 stammt das bekannte Operettenlied „Ich bin nur ein armer Wandergesell“ aus „Der Vetter aus Dingsda“. Komponist war der Berliner Euard Künneke, das Libretto stammt von Hermann Haller und Fritz Oliven. Die Uraufführung dieser bis heute erfolgreichsten Operette Künnekes fand am 15. April 1921 im Berliner Theater am Nollendorfplatz statt.
24. Die Moorsoldaten
(Worte: Johann Esser & Wolfgang Langhoff, 1933 – Weise: Rudi Goguel
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Das „Moorsoldatenlied“, das bis heute wohl bekannteste Lied, das in einem deutschen Konzentrationslager der NS-Zeit entstand, wurde 1933 von politischen Häftlingen des Konzentrationslager Börgermoor bei Papenburg im Emsland geschaffen, die dort mit einfachsten Werkzeugen das dortige Moor kultivieren mussten. Es wurde am 27. August 1933 erstmalig bei einer Veranstaltung „Zirkus Konzentrazani“ von 16 Häftlingen, überwiegend ehemaligen Mitgliedern des Solinger Arbeitervereins, aufgeführt und erlangte breite Popularität, übrigens bis in die Reihen der Wachmannschaften hinein. In der Bundesrepublik lange Zeit weitgehend verdrängt und fast vergessen, wurde das Lied seinerzeit n der DDR oftmals gesungen.
25. Andre, die das Land so sehr nicht liebten
(Worte: Theodor Kramer, 1938 – Weise: Erich Schmeckenbecher)
(Kein Hörbeispiel verfügbar!)
„Andre, die das Land so sehr nicht liebten“ wurde in den 1970er Jahren von Erich Schmeckenbecher vertont und ist bis heute wohl das populärste und meistverbreitete Lied eines lange Zeit völlig vergessenen Dichters, wobei Kramer heute auch von anderen Musikern – etwa Wolfgang Rieck – wiederentdeckt wurde. Kramer, am 01. Januar 1897 im österreichischen Weinviertel geboren, lebte ab 1931 als freier Schriftsteller in Wien und verfasste rund 12.000 Gedichte, von denen bis heute aber nur 2.000 veröffentlicht wurden. Er war seinerzeit sehr erfolgreich und im gesamten deutschen Sprachraum bekannt. Nach dem Anschluss Österreichs an das Dritte Reich wurde Kramer als Jude und Sozialdemokrat ein Arbeits- und Berufsverbot auferlegt. Daraufhin emigrierte er nach London, wo er 1946 die britische Staatsbürgerschaft erhielt und bis 1957 lebte. In den Jahren 1940 bis 1941 war er als „Feindlicher Ausländer“ interniert.1957 wurde er auf Intervention verschiedener österreichischen Freunde nach Wien zurückgeholt, wo er eine Ehrenpension erhielt. Er starb am 3. April 1958, unglücklich und wenig beachtet, in Wien und wurde auf dem Zentralfriedhof (30B-1-2) in einem ehrenhalber gewidmeten Grab beigesetzt. Erst in den 1970er Jahren wurde er von Erich Schmeckenbecher wiederentdeckt. Heute sind einige seiner Lieder wieder ins Repertoire verschiedener Künstler eingegangen.
Bei Konzerten haben wir heute diesem Lied den folgenden Erich Kästner-Vierzeiler aus dem Jahr 1945 in einer von Uli Otto verfassten Version vorangestellt, mit welchem Kästner seinerzeit auf die Frage antwortete, warum er nicht – obwohl es ihm möglich gewesen wäre – ins Ausland emigriert sondern in Deutschland geblieben sei:
„Ich bin ein Deutscher aus Dresden in Sachsen.
Mich lässt meine Heimat nicht fort.
Ich bin wie ein Baum, der in Deutschland gewachsen,
Wenn’s sein muss in Deutschland verdorrt“,
26. Ich wandre durch Theresienstadt
(Worte und Weise: Ilse Weber, nach 1941)
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„Ich wandre durch Theresienstadt“ entstand nach der Deportation der Verfasserin und Komponistin ins tschechische Theresienstadt, das – so der NS-Zynismus – „der Führer den Juden geschenkt hatte, um hier bei Besuchen durch Vertreter des Roten Kreuzes der Weltöffentlichkeit die Humanität der Nationalsozialisten zu dokumentieren.
Ilse Weber wurde 1903 in Witkowitz bei Ostrau geboren, wo sie schon in jungen Jahren Kinderbücher schrieb. Nach der Besetzung ihrer Heimatstadt durch die Deutschen siedelte sie mit ihren Eltern nach Prag über. Von hier aus wurde sie gemeinsam mit ihrem Mann und dem jüngeren Sohn Thomas am 8. Februar 1942 nach Theresienstadt deportiert. Ihrem älteren Sohn Hanuš gelang es dank einer Hilfsaktion der jüdischen Gemeinde nach England und später nach Schweden zu fliehen, wo er in der Kriegszeit lebte. Ilse Weber kümmerte sich in Theresienstadt um die dortigen Kinder und schrieb im Ghetto Gedichte und Lieder, die populär wurden und sich zum Teil auch auf heutigen Tonträgern finden. Als ihr Mann im November 1944 in einen Transport eingereiht wurde, meldete sie sich mit ihrem Kind freiwillig. Gemeinsam mit diesem wurde sie in den Gaskammern von Auschwitz ermordet.
27. Anke van Tharaw / Gangel Gangel / Im Wald
(Worte: Erminia von Olfers-Batocki, 1928 in Königsberg – Weise: Friedrich Gelhaar, Königsberg)
| Anke van Tharaw / Gangel Gangel / Im Wald (herunterladen mit Rechtsklick „Ziel speichern unter …“)
Das in samländisch-natangischer Mundart verfasste ostpreußische Wiegenlied entstammt der Feder der Heimatdichterin Erminia von Olfers-Batocki (1876-1954), die auf dem ostpreußischen Gut Tharau aufwuchs und das Lied später für ihre Kinder schrieb. Wir haben ihm daher die Weise des wohl bis heute bekanntesten ostpreußischen Liedes „Anke van Tharaw“ („Ännchen von Tharau“) vorangestellt. Entschuldigung an alle Ostpreußen, dass wir uns an einem ihrer Dialekte versucht haben, obwohl wir seiner keineswegs mächtig waren und sind. Viele – nicht nur ostpreußische – Dialekte und damit ein Stück Kulturgeschichte sind nach 1945 zwangsläufig zum Aussterben verurteilt.
28. Fern der Heimat irr als Flüchtling
(Worte: Anonym, 1945 – Weise: Andy Mitchell)
(Kein Hörbeispiel verfügbar!)
„Fern der Heimat“ ist eines der zahllosen Lieder, die nach 1945 in einem der vielen Flüchtlingslager entstanden sind. Wir haben das Lied, das ursprünglich von Flüchtingen aus dem Banat stammt, es nach „Ostpreußen“ verlegt. Es schildert die mannigfachen und großen Probleme sowie den Hass und die offene Ablehnung, die den Flüchtlinge und Heimatvertriebenen nur zu oft entgegenschlug, die im Westen oftmals ungeliebt und keineswegs willkommen waren und nicht nur deswegen lange Zeit die Sehnsucht bewahrten, die alte Heimat wieder zu sehen. Die – wenigstens auf Dauer – Integration der Heimatvertriebenen und Flüchtlinge nach 1945 zählt zu den großen Leistungen der Bundesrepublik, derer wir öfter gedenken und an der wir uns auch heute bei aktuellen Zuwanderern öfter ein Beispiel nehmen sollten. Die Weise, zu der wir das Lied heute singen, haben wir von Andy Irvine gelernt.
29. Des Heizers Traum
(Worte: Fritz Graßhoff, Ende der 1960er Jahre – Weise: Wolfgang „Schobert“ Schulz“)
(Kein Hörbeispiel verfügbar!)
Des Heizers Traum“, ein Lied, das wir aus den 1960er Jahren von „Schobert & Black“ her kennen, setzt sich sarkastisch mit den Rückkehrgedanken der – hier ostpreußischen – Heimatvertriebenenverbände auseinander, die lange Zeit, und manche ihrer Vertreter wohl bis heute, nicht zu einem Verzicht auf ihre „alte Heimat“ bereit und nicht an einer Aussöhnung mit dem Osten interessiert waren. Das Lied wurde schon damals in ostpreußischer Mundart gesungen und auch wir haben uns daran versucht.
30. O Heideröslein, gib acht wenn’s kracht
(Worte: Hans Hee, „Peheiros“, 1955 sowie „Drei Tornados“, 1985
Weise: „Heideröslein“ von Jan Hansen)
(Kein Hörbeispiel verfügbar!)
Das Original vom Anfang der 1950er Jahre – „Das Heideröslein“ -, eine damals sehr populäre Heimatschnulze, die wir von Friedel Hensch & den Cypries her kennen, diente schon 1955 als Grundlage einer Parodie der „Peheiros“ aus Bremen, die sich ironisch-kritisch mit den Wiederbewaffnungsplänen der Zeit und der Einführung der Bundeswehr auseinandersetzten. Wir haben diesen Text um eine Strophe der „Drei Tornados“ aus dem Jahr 1985 erweitert.
31. Ade zur guten Nacht
(Anonym)
| Ade zur guten Nacht (herunterladen mit Rechtsklick „Ziel speichern unter …“)
Mit „Ade zur guten Nacht“ entstand wohl um 1850 in Thüringen eines der bekanntesten „romantischen“ Abschiedslieder des 19. Jahrhunderts, das wegen seines unpolitischen Charakters im Gegensatz zum missliebigen Lied der Vormärzzeit und der Jahre 1848/1849 wohlgelitten war, bis in unsere Tage tradiert wurde und damit zu einem der bekanntesten und populärsten „Volkslieder“ überhaupt wurde. Nach einer anderen Lesart wurde das Lied zunächst nur in der Rheinpfalz, in Franken und in Sachsen gesungen. Von dort aus fand es jedoch durch die Jugendbewegung sehr schnell seinen Weg in alle Gebiete Deutschlands.